Montag, 17. September 2012

Tote Worte

Ich lehne an der Anrichte in der Küche,eine Zigarette in Hand beobachte ich sie.
Wie wie sie sich bewegt,als würde sie in einer anderen Welt leben,jenseits dieser Realität.
In ihrer Hand hält sie ein Glas,das sie neben mir an der Spüle auffüllt.
Sie schaut mich an und in ihren Augen kann ich deutlich einen Hauch von Wahnsinn wahrnehmen.
Ich weiß,was du willst.
„Gib mir das Valium.“ flüstert sie leise.
Ich deute auf das Geld auf der Kommode, „Ich will kein Geld von deinem Daddy.“
Verzweiflung blitzt in ihren Augen auf. Gemischt mit Wahnsinn.
Sie ist immer noch krank. Wieso wurdest du entlassen,du kleines Miststück. Frisst dich mit Daddys Hühnchen zu,stopfst dich mit Abführmitteln voll und bist süchtig nach Diazepam. Du hast es nicht verdient.
„Dann lass es einfach da liegen,gib mir lieber das scheiß Valium!“ schreit sie hysterisch.
Sie streckt mir fordernd ihre linke Hand hin und für einen kurzen Augenblick,für einen Bruchteil einer Sekunde,erhasche ich einen Blick,auf ihren Unterarm.
Gesund sieht aber anders aus.. „Was ist das,hm?“ ich schaue sie kalt und durchdringend an.
„Probierst du so dein neues Küchenmesser aus?“
„Verdammt,lass mich los.“ ,kommt es ein wenig Hilfe suchend aus ihrem Mund.
Denkt sie wirklich,ich weiß nicht,wieso sie das tut?
„ Willst nicht hübsch sein für Daddy,was Kleine?“ es ist nicht einmal eine Herausforderung für mich. Ich weiß,dass du nur danach suchst. Nach einem Grund.
Einen Grund,endlich mit deinem Leben schluss zu machen.
„Sieh dir deine eigenen Arme an,Arschkuh!“ erwidert sie.
Fehler.
„Ich bin krank,Honey.“,flüster ich,während ich ihr kalt in ihre verheulten,kleinen Reh-Augen schaue, „das wissen wir doch.Aber du,du bist angeblich gesund. Du machst hier einen auf Hausmütterchen,dabei bist du zerschnippelt wie ein verdammter Virginia Schinken.“ gehe ich zu weit? Nein.
„Hilf mir,dass zu kapieren.“,während unsere Blicke sich weiterhin fixieren,setze ich mich auf einen Stuhl und lächel,während ich fortfahre. „Ich dachte du stehst nicht auf Valium,Kleines. Wie funktioniert das Sicherheitsnetz bei dir? Wenn du diese Klinge nimmst und sie über deine Haut streichst,betest du dann nicht um den Mut,sie tief reinzudrücken?
Erzähl mir,wie dein Daddy dir dabei hilft klar zu kommen. Bin verdammt neugierig.“
Leise,kaum wahrnehmbar höre ich sie flüstern : „Mein Vater liebt mich.“
Anerkennend nicke ich. „Da bin ich sicher. Mit jedem Millimeter seines Schwanzes.“
Sie geht auf die Treppen zu,will hoch in ihr Zimmer,doch das war noch nicht alles. Es ist noch nicht vorbei.
Sie bleibt in der Mitte der Treppe stehen. „Du bist nur neidisch,Lia. Weil ich entlassen wurde und du nicht. Weil ich gesund geworden bin. Ich habe eine zweite Chance...und ein neues Leben.“ oh,bitte. Wie poetisch.
„Sie haben dich nicht entlassen,weil du gesund geworden bist. Sie haben dich einfach aufgegeben.
Nennst du das hier ein Leben,hm? Daddys' Geld durchbringen? Kaufst dir irgendwelchen Schrott und Schnick-Schnack und frisst deine verfickten Hühnchen,wirst gemästet wie eine preisgekrönte Kuh. Du hast deine Umgebung geändert,aber nicht deine Situation,Kleines.
Nur der Gefängniswärter macht nun Hausbesuche. Es ist so offensichtlich. Alle wissen es.
Das er dich fickt. Sie wissen bloß nicht...wie sehr es dir gefällt.“ grinse ich sie höhnisch an.
Daraufhin sagt sie nichts mehr. Geht in ihr Zimmer hoch.
Und ich bleibe hier sitzen. Warte auf den Morgen. Auf Musik,auf ihren Tod. Bin ich ein guter Mensch?

2 Kommentare:

  1. Oha, du schreibst echt verdammt gut!
    Mach weiter so.. bleibe stark!

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  2. Das ist wirklich absolut grandios und auf so viele Arten bösartig. Ich mag das sehr.

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